Die Sumpfdistel - das regionale Mitteilungsblatt in Krakow am See
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Kaum Sympathie für die Fremdenverkehrsabgabe

Zur neueren Entwicklung bei diesem Thema seit Anfang Dezember lesen Sie bitte weiter unten

Schon seit einiger Zeit ist die Erhebing einer Fremdenverkehrsabgabe für die Stadt Krakow am See im Gespräch.
Die Landesgesetzgebung erlaubt die Erhebung einer solchen Fremdenverkehrsabgabe in Bäder und Kur- und Erholungsorten, um die Aufgaben finanzieren zu können, die sich in solchen Orten durch den Tourismus stellen.

Die Fremdenverkehrsabgabe darf nicht mit der Kurtaxe verwechselt werden, die eine Steuer ist, die man den Gästen der Stadt abverlangt - sozusagen ein Eintrittsgeld. Die Fremdenverkehrsabgabe soll von allen den Gewerbetreibenden erhoben werden, die in mehr oder weniger starkem Maße vom Tourismus profitieren:
Klassisches Beispiel sind natürlich Hotels, die ja fast ausschliesslich von Touristen gebucht werden.

Die Stadt hatte jetzt zu einer Bürgerversammlung ins Atrium der Schule eingeladen und zwar für Montag, den 13.November 2017 um 19.00 Uhr.

Hier sind einige wichtige Ergebnisse der Bürgerversammlung:

Auf der Bürgerversammlung am 13. November 2017 im Atrium der regionalen Schule (etwa 60 Bürgerinnen und Bürger nahmen daran teil – überwiegend Selbstständige und Freiberufler) wurde eines deutlich: Aus diesem Teilnehmerkreis gab es fast keine Zustimmung zu der geplanten Fremdenverkehrsabgabe.

Worum geht es?
Die Stadtvertretung unserer Stadt hatte sich schon 2015 mehrheitlich für die Einführung einer Fremdenverkehrsabgabe ausgesprochen. Damals ging es allerdings darum, auch die Nachbargemeinden Dobbin und Kuchelmiss in dieses Konzept mit einzubeziehen, deren Gäste (u.a. vom Vandervalk-Resort in Linstow) zweifellos Nutznießer der touristischen Leistungen des Luftkurorts Krakow am See sind. Beide Gemeinden waren allerdings an einer diesbezüglichen Zusammenarbeit nicht interessiert.

Übrigens:
Die Fremdenverkehrsabgabe ist eine Steuer, die alle angeht, denn die Gewerbetreibenden werden in der Regel versucht sein, ihre zusätzlichen Kosten an die Verbraucher weiter zu geben.

Die Stadt Krakow am See will nun trotzdem die Einrichtung einer Fremdenverkehrs-Abgabe auch im Alleingang durchziehen, um den ständig unterfinanzierten Haushalt entlasten zu können. Gegen diese Vorstellungen des Wirtschaftsausschusses der Stadt sprachen sich in der lebhaften Diskussion fast alle Teilnehmer aus.

Die wichtigsten Argumente, gegen die von Seiten des Podiums (als gewählte politische Vertreter der Bürgermeister Wolfgang Geistert und die Stadtvertreter Christoph Küsters als Vorsitzender des Wirtschaftsausschusses und Frank Eilrich) auch nur sehr hilflos argumentiert wurden, seien hier noch einmal zusammengefasst:
Roter Spiegelpunkt Die meisten Diskussionsteilnehmer lehnten eine Fremdenverkehrsabgabe als zusätzliche Belastung ausschliesslich der Gewerbetreibenden ab, da es in unserer Stadt sowieso schon kaum rentabel sei, ein Gewerbe zu betreiben.
Roter Spiegelpunkt Viele fanden es ungerecht, dass nur die Selbstständigen für den Tourismus zahlen sollen, obwohl zweifellos auch die Bürgerinnen und Bürger davon profitieren, die "nur" baden, spazierengehen, Boot fahren, die Grünanlagen benutzen oder sonst ihre Erholung im Luftkurort Krakow am See finden.
Roter Spiegelpunkt Mehrere Diskussionsteilnehmer verwiesen aber auf die Möglichkeit eines freiwilligen Beitrages, der dann natürlich zweckgebunden sein müsse. Man könne doch versuchen, private Bürger und Selbstständige dazu zu bewegen, bestimmte touristische Projekte finanziell zu unterstützen.
Die Sumpfdistel wird hierzu in Kürze einen Vorschlag unterbreiten und zur Diskussion stellen.
Roter Spiegelpunkt Es gibt einige Gewerbetreibende, die nicht nur von der touristischen Infrastruktur profitieren, sondern die Bestandteil dieser Struktur sind und insofern eigentlich belohnt werden müssten, dass sie überhaupt in Krakow am See sind (Bootsverleih, Lena-Manuela, Schaudruckerei u.a.). Wie wenig bliebe von unserem Ort, wenn es diese Betriebe nicht gäbe!
Roter Spiegelpunkt Ein Bürger, der sich als Nicht-Betroffener vorstellte, stellte heraus, dass es darum gehen müsse, dass die Stadt Krakow am See überhaupt erst mal ein Konzept erstellen muss, wohin und wie sie sich entwickeln will.
Roter Spiegelpunkt
Mehrere Diskussionsteilnehmer kritisierten, dass offenbar noch überhaupt keine Kosten-Nutzen Berechnung aufgestellt worden ist. Weder konnte das Podium Auskunft darüber geben, welche Einnahmen man sich durch die Fremdenverkehrs-Abgabe erhofft, noch hat man seitens der Verwaltung Vorstellungen darüber, wie hoch die Kosten für die Einführung und die Umsetzung dieser Maßnahme sein werden.
Roter Spiegelpunkt
Ganz wichtig war auch der Hinweis, dass die Einführung dieser neuen Steuer (denn egal wie es heisst: es ist eine Steuer) ganz sicherlich nur der Anfang sei; es sei damit zu rechnen, dass diese Abgabe je nach Finanzbedarf der Stadt nach Belieben erhöht werden kann.
Diese Befürchtung wurde durch den Bürgermeister – indirekt und sicherlich ungewollt – bestätigt, der in seinem Schlusswort den Vorschlag machte, den sogenannten Hebesatz vorübergehend ganz erheblich (nämlich von 3% auf 2 %) zu reduzieren, um die Akzeptanz der neuen Steuer bei der Bevölkerung zu erhöhen. Aber genauso willkürlich, wie man den Hebesatz aus politischen Gründen jetzt reduzieren kann, kann man ihn aus finanzpolitischen Gründen dann natürlich auch jederzeit wieder raufsetzen. Hier geht es also ganz offenbar vor allem ums Prinzip, eine neue Steuer durchzusetzen, über deren Ausgestaltung man dann sicherlich im kleineren Kreis und ohne Bürgerbeteiligung jedes Jahr neu entscheiden wird.

Vorläufiges Fazit der Veranstaltung:
In der bisher vorgeschlagenen Form sollte die Fremdenverkehrsabgabe nicht beschlossen werden, denn die Unruhe bei vielen Bürgerinnen und Bürgern wächst – ein Umstand, der der Entwicklung unserer Stadt mit Sicherheit nicht zuträglich ist.

Es reicht eben nicht, so zu verfahren, wie der Bürgermeister das dieses Jahr in einer SVV schon mal mit entwaffnender Ehrlichkeit ausgedrückt hat: Man müsse sich eben immer was Neues ausdenken, um die Bürger zur Kasse zu bitten . . .
Ein bisschen mehr Ideenreichtum ist schon erforderlich.

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Echte Neuigkeiten bezüglich der Fremdenverkehrsabgabe:
Die Erhebung einer Fremdenverkehrsabgabe wird derzeit für nicht durchsetzbar gehalten.
Das ist zunächst eine gute Nachricht für die Betroffenen und eigentlich auch für alle anderen Bürger: Die Installation einer neuen Abgabe würde es der Stadtvertretung möglich machen, jederzeit und ohne die Bürgerinnen und Bürger einzubeziehen an der Steuerschraube zu drehen. Wenn so eine Abgabe erstmal beschlossen ist, gibt es kein Halten mehr - sie kann (per Hebesatz-Erhöhung) jederzeit an der Finanzbedarf der Stadt angepasst werden.
Die Stadt bestätigt diese Einschätzung selbst dadurch, dass sie jetzt als Alternative zur Erhebung einer Fremdenverkehrsabgabe einfach die Grundsteuer erhöhen will. Das ist ohne Bürgerbeteiligung durch eine einfache Abstimmung der Stadtvertreter möglich. So verfährt man eben, wenn man keine Ideen hat und Geld braucht.

Zu bemerken ist vielleicht noch, dass dieser Rückzug eine schallende Ohrfeige ist für einige SV, die sich auf der Bürgerversammlung am 13. November sehr eingebracht hatten für eine Fremdenverkehrsabgabe:

Vor allem für den Vorsitzenden des örtlichen Unternehmerverbands dürfte das eine schmerzhafte Erfahrung sein: Der SV Hannes Kremp hatte sich sehr für die Abgabe eingesetzt und ist damit bei seinen eigenen Mitgliedern nicht auf Sympathie gestossen.

Der SV Frank Eilrich war in der fraglichen Veranstaltung mehr oder weniger als Alleinunterhalter aufgetreten und bekommt jetzt innerhalb kurzer Zeit schon das zweite Mal einen erheblichen Dämpfer (vor wenigen Wochen schon bei seinem Engagement für die Bebauung am Altdorfer See, als der von ihm vehement durchgeboxte Beschluss aufgehoben werden musste, weil er nicht gesetzeskonform war).

Christoph Küsters sass zwar in seiner Funktion als Vorsitzender des Wirtschaftsausschusses am 13. November mit auf dem Podium, hatte aber das Glück, dass Frank Eilrich ihn kaum zu Wort kommen liess.

Und der Bürgermeister hatte ja schon während der Veranstaltung am 13. November vorsichtig den Rückwärtsgang eingelegt, weil er schlauerweise erkannt hatte, dass die FVA zumindest in der angedachten Form nicht durchzusetzen ist.

Schwierige finanzielle Situation muss bewältigt werden!
Allerdings ist Häme kaum angebracht: Die finanzielle Lage der Stadt gilt als dramatisch. Es rächt sich jetzt eine seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten verfehlte Finanz-, Tourismus- und Wirtschaftspolitik - eine Situation, die letztlich nicht die Stadtvertreter ausbaden müssen, sondern wir alle.

Die Sumpfdistel wird dazu in den nächsten Tagen noch etwas mehr schreiben.


Dieses Projekt wurde im August 2017 gestartet und wird hoffentlich kontinuierlich erweitert
Die letzte Änderung war am 05.12.2017

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