Am
Dienstag, den 27. Februar 2018 fand in der Alten Schule in
Krakow am See eine
Stadtvertreter-Versammlung
statt.
Es
waren 14 Stadtvertreterinnen bzw. Stadtvertreter und der Bürgermeister
anwesend - nicht anwesend war Herr Kleinpeter.
Knapp 20 Bürgerinnen und Bürger waren während des
öffentlichen Teils anwesend. Zwei Punkte wurden von der Tagesordnung
genommen, weil sie nicht ausreichend hatten vorbereitet werden können.
Eine
erste Einschätzung:
Die
Stadtvertreter-Versammlung am 27.02.2018 verlief trotz etlicher
"hakeliger" Tagesordnungspunkte überraschend konstruktiv und streckenweise
geradezu harmonisch.
Natürlich gab es Gegensätze und divergierende Meinungen, aber diese
Fragen wurden in inhaltlich ordentlichem und weitgehend fairem Meinungsaustausch
ausgetragen.
Der
Bürgermeister konnte sich einige kleine Spitzen nicht verkneifen,
aber das gehört zum Geschäft.
Die CDU brachte z.T. gut vorbereitete Kritik vor, scheiterte dann
aber letztlich an der Realität. Und damit dann natürlich an der
Mehrheit, die dieses Mal stark von der CDU auf der einen und dem
Rest der Versammlung auf der anderen Seite gebildet wurde.
Eine
Front Linkspartei und CDU und einige Sozialdemokraten gab es gegen
den Vorschlag der Bürgermeisters, ca. 70.000 Euro zur Verfügung
zu stellen für eine von den übergeordneten Behörden geforderten
Verbreiterung des Radwegs zwischen der Ampel-Kreuzung Wilh.-Pieck-Str.
und Blechern Krug. Der Bürgermeister wollte die Vorgaben der Strassenbaubehörde
erfüllen, um die Sache "endlich vom Tisch" zu haben, aber die Mehrheit
war dagegen.
Zündstoff
bot eigentlich auch eine Frage von Christoph Küsters (Linke)
zu der Veranstaltung am 13. März wegen des grossen Bauvorhabens
in der Innenstadt (Lange Str./Schulstr./Fischerstr.). Merkwürdigerweise
hatte der Bürgermeister über dieses Vorhaben und die geplante
Bürger-Versammlung in seinem Bericht kein Wort verloren.
Vergessen? Schwer vorstellbar, denn dieses Vorhaben wird die Stadt
auch langfristig prägen, wie kein Innenstadt-Bauvorhaben zuvor.
Besonders interessant bei der Frage von Küsters: Es gibt wohl
noch eine Menge Diskussionsbedarf in den Ausschüssen. Noch
interessanter: Die Eigentumsverhältnisse sind offenbar noch
gar nicht geklärt; das Eckgrundstück ist wohl noch gar
nicht verkauft und die Stadt hätte immer noch dieMöglichkeit,
dort einzugreifen.
Atmosphärisch
war interessant, dass sich die CDU schon langsam in einen
Wahlkampfmodus (Kommunalwahlen im Mai 2019) hineinfindet.
Seinen Ausdruck fand das nicht nur in einer ganzen Reihe von Redebeiträgen,
sondern auch in der mehrfachen Forderung, anstehende Beschlüsse
in namentlicher Abstimmung zu entscheiden.
Dabei wird also nicht nur festgestellt, wie die Mehrheitsverhältnisse
sind, sondern welche Stadtvertreter wie abgestimmt haben. Das ändert
natürlich nichts am Ergebnis, kann aber in späteren Auseinandersetzungen
hilfreich sein: Es wird genau dokumentiert, wer wann wie abgestimmt
hat.
Aber es ist natürlich andererseits auch eine Dokumentation
der Verweigerung, wenn man immer nur dagegen ist oder sich der Stimme
enthält.
Namentliche Abstimmungen sind ehrlich (weil das Abstimmungsverhalten
für die Bürger erkennbar ist), aber auch für alle
gefährlich (genau deshalb).
Die
Vertreter der Linken brachten zahlreiche fundierte Beträge,
von "Wahlkampf-Bissigkeit" war bei denen allerdings nichts
zu spüren.
Voll im Wahlkampfmodus war Frank Eilrich (SPD), obwohl ihm
doch eigentlich Ambitionen in der Landespolitik nachgesagt werden;
die übrigen SPD-Vertreter waren eher still.
Jörg Oppitz, der sich ja schon vor langer Zeit der SPD-Fraktion
angeschlossen hat, brachte einen ausführlichen und informativen
Beitrag zur Haushaltspolitik (er ist Vorsitzender des Haushaltsausschusses).
Dabei beantwortete er auch gleich meine Frage aus der Einwohnerfragestunde
nach der Entwicklung der städtischen Liquiditätsreserven,
den Rücklagen. Die ist erschreckend. Sie werden 2019 nur noch
im niedrigen 6-stelligen Bereich liegen - manche Krakower Einzelpersonen
dürften finanziell besser gestellt sein!
Herr Oppitz hat mein Erschrecken offenbar bemerkt und versuchte
mich nach der Sitzung noch mit einer persönlichen Bemerkung
zu beruhigen: Das Geld müsse ausgegeben werden, wenn es rumliegt,
hat man nichts davon. Soll heissen: Keine hohen Rücklagen "bunkern",
sondern lieber investieren.
Dem kann ich durchaus zustimmen, aber die Frage muss zumindest sein:
Wofür geben wir es aus? Wenn es in Projekte investiert
wird, die sich für die Stadt lohnen (die z.B. mehr Touristen
bringen oder Arbeitsplätze u.ä.) und die auch einen schnellen
Rücklauf des Geldes zumindest erwarten lassen, dann ist es
ja gut.
Ich bin nicht überzeugt, dass das in jedem Fall hier in der
Stadt soläuft . . .
Als
Teilnehmer in der Jörnberg-AG fand ich es erfreulich zu hören,
dass der Bürgermeister auch schon ohne Ratsbeschluss begonnen hat,
Planungsbüros (ausserhalb Krakows!) anzusprechen, um Vorschläge
für die Sanierung der Jörnberg-Gaststätte zu entwickeln.
In dem Zusammenhang ist auch positiv, dass im Haushalt 2018 zwar
nur enttäuschende 30.000 Euro für dieses Projekt eingestellt
worden sind (das sind also offenbar nur Planungskosten), in den
Folgejahren dann aber jährlich 200.000 Euro investiert werden sollen.
Das bedeutet noch keine Entwarnung, aber die Stadtverordneten dokumentieren
damit zumindest, dass sie bereit sind, die Sanierung des Objekts
nicht völlig auszuschliessen.
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