Die Sumpfdistel - das regionale Mitteilungsblatt in Krakow am See
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Kur- und Erholungswald

Unter der Federführung des Bäderverbandes Mecklenburg-Vorpommern soll in Krakow am See ein sog. Kurwald entstehen. Das beruht auf einer besonderen Regelung im Waldgesetz des Landes.

Als Standort sind Teile des Jörnbergs und der Ehmkwerder und der Lehmwerder vorgesehen. Im gesamten Gebiet wird es zu erheblichen Umgestaltungen des bisherigen Bewuchses kommen.

In der SVV am 24. Oktober hat das Rostocker Planungsbüro, das mit der Planung des Kurwalds beauftragt worden ist, das Konzept vorgestellt. Die Forst hat den notwendigen Waldumbau vorgestellt.
Die SVV hat dann das Projekt auf den Weg gebracht, damit Anfang November die Förderanträge gestellt werden können.

Vorstellung des Kur- und Erholungswaldes in der SVV am 24.10.2017:

Das Konzept wird umfänglich vorgestellt - konkrete Planungen konnten allerdings noch nicht benannt werden. Die vorgestellten Vorschläge seien nur Ideen, die man erst konkret formulieren könne oder wolle, wenn die Förderung genehmigt ist. Deshalb hier nur einige Essentials:
Neben dem Ehmk- und dem Lehmwerder soll auch der Jörnberg mit in das Konzept einbezogen werden.
Die Zertifizierung erfolgt nur für jeweils 5 Jahre.
Ein Teil der Anlage soll barrierefrei errichtet werden.
Ein Gradierwerk wird (zumindest an diesem Standort und in Zusammenhang mit dem Kurwald) vor allem aus Kostengründen nicht errichtet.
Eine Öffnung des Dammes zwischen Ehmk- und Lehmwerder ist im Gespräch. Das würde allerdings sehr teuer und vermutlich auf heftigen Widerstand der Naturschützer stossen, da damit das wertvolle Stillgewässer südlich des Dammes völlig zerstört würde. Zumindest sei mit langwierigen Untersuchungen zu rechnen. Die Planerin spricht sich gegen die Dammöffnung aus, der Bürgermeister ist vehement dafür.
Der Reuterstein soll wohl der Höhepunkt der Anlage werden.
Die Gesamtkosten sollen sich auf ca. 470.000 Euro (netto) belaufen, von der Brutto-Gesamtsumme muss die Stadt etwa 28,7% tragen. Nach meiner Rechnung (aber ich bin ein schlechter Mathematiker . . . ) sind das ziemlich genau 160.000 Euro. Die Stadt hat 135.000 Euro errechnet und meint, diese Summe auch - verteilt auf 3 Jahre Bauzeit - zur Verfügung stellen zu können.
Das ist kaum zu bezweifeln - die Frage ist aber, welche anderen Projekte dafür nicht vorangebracht werden können. Irgendwo muss das Geld ja herkommen, also eingespart werden, denn es wächst ja nicht auf Bäumen.

Also eigentlich: In Krakow nichts Neues - ein wirkliches Highlight, das unseren Luftkurort weit über die Grenzen des Bundeslandes hinaus bekannt machen würde, wird das offenbar leider nicht.

Jedenfalls blieben alle Ausführungen sehr allgemein und auch unbestimmt, da es zahlreiche Einzelheiten gibt, bei denen nicht sicher ist, ob die übergeordneten Behörden die Massnahmen genehmigen bzw. fördern würden (z.B. ein Kneipp-Becken bzw. ein Kneipp-Pfad).
Eigentlich ist eine konkrete Planung bisher wohl kaum erfolgt - die dargestellten Vorteile und Bestandteile eines Kur- und Erholungswaldes gingen nicht über das hinaus, was von anderen Kurwäldern schon bekannt ist.
Dass das vorgestellte Bildmaterial aus anderen Anlagen stammte, ist natürlich selbstverständlich, aber leider wurde den Zuhörern nur ein Wunschzettel vorgestellt. Eigentlich noch nicht mal das, denn genau genommen war es nur ein ziemlich wahlloses Ideenkonzept, das man für jeden Kurwald aufstellen könnte. Was wirklich iNeues war überhaupt nicht dabei.

Mit Sicherheit kann man jetzt schon urteilen: Krakow am See wird keine neuen Massstäbe bei der Entwicklung von Kurwäldern setzen.

In der Vorbereitung wird Anfang 2018 ein umfangreicher Waldumbau erfolgen: Die Fichten sollen möglichst völlig vom Lehmwerder verschwinden, vor allem sollen Eichen, Nuss- und Wildobstbäume angepflanzt werden.
Insgesamt werden etwa 600 bis 700 Festmeter Holz entnommen.
Der Bürgermeister weist darauf hin, dass der Waldumbau auch kommen werde, falls die Kurwald-Förderung nicht genehmigt werde, da der Wald dort sehr ungepflegt sei.

Das ist zweifellos richtig, denn der Wald dort ist jahrelang nicht ordentlich gepflegt worden. Aber er hat seine "morbide Schönheit". Wer die also noch erleben will, sollte den Herbst und Winter 2017 geniessen, denn im nächsten Jahr erwartet uns auf dem Lehmwerder vermutlich eine Plantage mit jungen Bäumchen.
Ich hätte mir eine sanfte, sukkzessive Walderneuerung gewünscht (s.u.).

Kritische Einschätzung des Kurwald-Projekts:

Eigentlich bin ich ein vehementer Verfechter der Idee eines Kurwaldes für Krakow am See. Ich habe darin eine Möglichkeit gesehen, die Stadt in ganz Deutschland bekannt zu machen. Aber dazu müsste man wirklich kreativ sein und Ideen entwickeln, die einmalig sind. Und man hätte deutlich schneller sein müssen.

Unsere Stadt hatte hier die Möglichkeit, in der ersten Liga der Tourismusorte in Mecklenburg-Vorpommern mitzumachen: Waren, Plau am See, Bad Doberan, Heringsdorf und alle anderen Partner – das sind doch Namen, an deren Seite man sich gerne wiederfindet. Und zwar erst recht als ruhiger Luftkurort, der für echte Erholung stehen könnte.
Diese Chance ist schon jetzt vertan; Krakow am See hat sich mal wieder selbst ins Abseits gestellt:
Im Frühjahr hatte man dem damaligen Geschäftsführer der WOKRA, Thomas Bachmann, die Zuständigkeit für das Kurwald-Projekt entzogen. Bis dahin hatte er unsere Stadt in dem zentralen Beratungs- und Koordinationsgremium vom Bäderverband ("Beirat") vertreten und war die treibende Kraft für einen Kurwald in Krakow am See gewesen. Ein halbes Jahr lang ist diese Position jetzt vakant gewesen und erst in der SVV am 24.Oktober hat man den Stadtvertreter Frank Eilrich (SPD-Fraktion) als neuen Vertreter benannt.

Ganz offensichtlich ist der Kurwald kein wirklich zentraler Gedanke bei den politisch Verantwortlichen der Stadt. Es scheint eher so zu sein, dass das hoch subventionierte Kurwald-Projekt eigentlich nur dazu genutzt wird, um den ungepflegten Wald, das ungepflegte Wegenetz und das ungepflegte Fritz-Reuter-Ensemble auf dem Lehmwerder mit Hilfe von Fördergeldern mal wieder ein bisschen in Schuss zu bringen. Das ganze wird mit ein bisschen Trimm-Dich aufgehübscht. Also (nicht-förderfähige) Grünanlagen-Pflege unter dem Vorwand einer (förderfähigen) Neugestaltung.

Das ist das alte Spiel, das zwar auch in anderen Orten praktiziert wird, aber wohl nirgends so beschämend konsequent, wie in unserer Stadt: Statt die Dinge zu pflegen und in Schuss zu halten (dafür gibt's nämlich keine Fördergelder), lässt man sie verschlampen, bis sie zusammenbrechen und baut dann (mit Fördergeldern) was Neues. Das lässt man dann wieder verschlampen in der stillen Hoffnung, dass sich eines Tages wieder ein Fördertopf findet, der wiederum den Neubau ermöglicht. Und so geht's immer weiter; wir haben mehrere solcher Objekte (z.B. Anleger an der Seepromenade und Brücke beim Nordischen Hof)

Regelmässige Pflege wäre besser, als brutale Walderneuerung:
Der Wald im jetzigen Kurwald-Gebiet hätte schon während der letzten Jahrzehnte gepflegt werden müssen – das verlangt man von jedem privaten Waldbesitzer. Dann würden wir jetzt keinen Kahlschlag kriegen, der mit Besenstiel-Bäumchen wieder aufgeforstet wird, sondern es wären jedes Jahr ca. 2 - 5% der Fläche erneuert worden, so dass die Bürgerinnen und Bürger und alle Besucher immer in einem schönen Wald mit alten Bäumen spazierengehen können.

Kein Geld da?
Wenn eine Stadt es sich leisten kann, 12.000 Euro für die Organisierung (!!) eines Architekten-Wettbewerbs für die neue "Feierhalle" auszugeben, ist sie offenbar nicht arm. Das Geld ist nicht etwa für den gesamten Wettbewerb – der wird doppelt so teuer – sondern nur für die Organisierung eines Wettbewerbs, an dem sowieso nur sechs Architekten teilnehmen dürfen.
Auch an anderen Stellen wird das Geld zum Fenster rausgeworfen, statt wirklich was für die Entwicklung der Stadt zu machen.

Ich werde mich mit dem Thema Kurwald hier noch weiter beschäftigen und hatte dazu in der SVV Ende August eine Reihe von Fragen an den Bürgermeister gestellt, die mittlerweile auch beantwortet worden sind. Die Antworten werde ich hier veröffentlichen, kann aber vorweg schon schreiben, dass alle Fragen in weitgehender Übereinstimmung mit mir beantwortet wurden. Allerdings sieht der Bürgermeister keinen Schaden für die Stadt, den ich unterstellt habe, weil das Projekt erst so spät auf den Weg gebracht worden ist.

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Neues vom Kurwald (23. Februar 2018)

Alles ein bisschen langweilig bisher – das könnte sich jetzt doch noch ändern: Bisher gibt es wohl noch nichts, was den Ansprüchen an einen Kurwald gerecht würde. Vielleicht ein bisschen Trimm-Dich, alles ein bisschen behindertengerechter, vor allem aber ein Aufpeppen des bisherigen Wegenetzes auf dem Ehmk- und dem Lehmwerder.

Ich bin nicht sicher, dass die Fördergelder für den Kurwald unter diesen Umständen überhaupt bewilligt werden. Da muss wohl noch ein bisschen nachgebessert werden.

Aber es gibt Hoffnung:
Zunächst wäre da eine Idee, die der Bürgermeister vehement vertritt: Er wünscht sich die Öffnung des Dammes zwischen Ehmkwerder und Lehmwerder, damit kleine Boote direkter vom Gruber See (z.B. vom Campingplatz) in den Stadtsee kommen können (z.B. zum Freibad oder zur Seepromenade). Die Idee ist nicht so ganz neu und auf den ersten Blick scheint da auch was dran zu sein.

Bei genauerem Hinsehen aber ist das Käse und es stellen sich einige Fragen:

  • Was hat so ein Dammdurchbruch überhaupt mit dem Kurwald zu tun?
  • Die Kosten sind nicht so riesig – geplant ist ja nur ein Durchstich von zwei Meter Breite. Aber wozu? Damit Paddel- und Angelboote etwa 500 m Weg sparen? Oder sollen die Kurwald-Besucher auf der Brücke stehen und warten, bis alle zwei Stunden mal ein Boot kommt? Wir bauen da doch nicht den Nord-Ostsee-Kanal!
  • Es würde ein Idyll zerstört; das Stillwasser ist ein Paradies für Libellen und viele Vogelarten. Das würde nicht nur durch den zunehmenden Bootsverkehr beeinträchtigt, sondern vor allem durch die Veränderung der Strömungsverhältnisse und die Anreicherung des Stillwassers mit Sauerstoff.
  • Wenn die Naturschutzbehörde, die dort ein gewichtiges Wort mitzureden hat, ihrer Bezeichnung auch nur ein ganz kleines bisschen gerecht will, dann muss sie entweder sofort und vollständig die Notbremse ziehen oder zumindest langwierige Untersuchungen anordnen. Das würde die Entwicklung des Kurwalds erheblich verzögern.
  • Eine etwas ausführlichere Stellungnahme, in der die Schwierigkeiten und Gefahren eines solchen Dammdurchbruchs dargestellt werden, können Sie unter diesem Link nachlesen.

Richtiger wäre es, dieses Stillwasser dem Zweck eines Kur- und Erholungswalds dienlich zu machen: Entschleunigung und Zu-sich-finden (Kontemplation).Dazu liegen zwei Vorschläge auf dem Tisch, die sich allerdings mit dem Dammdurchbruch nicht vertragen:

  • In dieser idyllischen Bucht ist der bunte Eisvogel ein regelmässiger Nahrungsgast. Er brütet gerne an steilen Lehmwänden in selbstgegrabenen Gängen.
    Eisvogel am Stillwasser in Krakow am See
    Sinnvoll wäre deshalb die Einrichtung einer künstlichen Brutwand für Eisvögel und zwar so, dass die Besucher die Eisvögel beobachten können. Das kostet wirklich nicht viel und wäre wohl durchaus eine Attraktion vor allem für Touristen, die diesen schönen Vogel oft noch nie in ihrem Leben gesehen haben.
    Das nebenstehende Foto habe ich 2017 an dem jetzt gefährdeten Stillwasser gemacht.
  • Der zweite Vorschlag ist wesentlich komplizierter (und teurer), würde aber für den Luftkurort Krakow am See ein vielleicht deutschlandweit einmaliges Highlight bedeuten.
    Der Vorschlag ist nicht chancenlos: Der Bürgermeister hat in mehreren – z.T. schon technisch recht detaillierten – Gesprächen mit mir grosses Interesse bekundet; es sei der mit Abstand bisher interessanteste Vorschlag für einen Höhepunkt des Kurwalds.
    In der Stellungsnahme zum Dammdurchbruch habe ich diesen Vorschlag schon gestreift: Eine im Wasser montierte Ruhe- und Beobachtungsstation aus Glas wird im Abstand von 10 - 30 m vom Ufer aufgebaut. Die Besucher können die Umgebung wahlweise unterhalb der Wasseroberfläche betrachten oder – etwa auf Augenhöhe mit dem Wasserspiegel – auch das Leben auf dem Wasser.
    Ich habe das zur Veranschaulichung "Aquarium verkehrt" genannt, weil das am ehesten den Sinn und die Möglichkeiten ausdrückt:
    Nicht die Fische sind in einem Glasbehälter und werden von aussen von den Menschen beobachtet, sondern die Menschen sitzen oder stehen in einem Glasbehälter (ca. 3 bis 5 m Seitenlänge) und können das Unterwasserleben von dort beobachten.
    Wichtig wäre mir aber auch die Funktion als Ruhepunkt für die Besucher: Nicht ein hektisches Durchlaufen durch diese Station, sondern ein entspannter Aufenthalt, der der Entschleunigung und der Einstimmung auf den Kurwald dient.
    Ein technisches Problem stellt der behindertengerechte Zugang dar. Eine Rampe scheint die beste Lösung zu sein, aber die Besucher müssen immerhin 150 cm unter die Wasseroberfläche befördert werden. Alles in allem käme man auf eine Rampe von ca. 30 Meter Länge - ein erheblicher zusätzlicher Kostenfaktor, denn die Rampe führt ja durchs und ins Wasser und muss entsprechend auch schon abgedichtet werden.
    Aber eine solche Beobachtungs- und Ruhestation wäre sicherlich was wirklich Besonderes!

Eine sehr grobe Skizze der Lage dieser Unterwasser-Beobachtungs- und Ruhestation können sie auf dieser Seite sehen.


Dieses Projekt wurde im August 2017 gestartet und wird hoffentlich kontinuierlich erweitert
Die letzte Änderung war am 23.02.2018

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